#JugendLiveTalk, eine Erfolgsgeschichte aus Kleinbasel-Nord

Der #JugendLiveTalk wurde vom Team des Jugendzentrums Chillout erfunden, im kalten, von Corona-Massnahmen geprägten Februar dieses Jahres. Anfänglich waren die Interviews, die junge Leute oder Teammitglieder mit interessanten Partnern aus öffentlichem Leben, Politik und speziell ausgewählten Fachpersonen vor der Kamera machen, lediglich auf einem Instagram-Kanal zu sehen. Inzwischen können sie auch auf YouTube angeschaut werden, weil so noch ein breiteres – und vor allem auch ein erwachsenes – Publikum erreicht wird. Zudem sind sie in der Mediathek der Home-page des Jugis abgelegt: unter www.jugi-chillout.ch/jugendlivetalk. Diese ziemlich einzigartige Talkshow, bei der die Interessen von Jugendlichen im Vordergrund stehen, die in einem Jugendzentrum mit einer jungen Redaktion zusammen gemacht wird, ist eine Erfolgsgeschichte, sowohl inhaltlich betrachtet als auch den partizipativen Effekt sowie die medienpädagogische Dimension anbelangend.

Von Christian Platz, Präsident JuAr Basel

«Gerade mal zehn Monate»

Regierungsräte waren da, bekannte Rapper, Sportler, Kulturschaffende, Expertinnen und Experten aus vielen Themenbereichen, wie Mobbing, Sexualität, Gewalt, real und digital, es gab Sondersendungen über Corona, die politische Beteiligung junger Menschen, die Ehe für alle. Alles, was die Jugendlichen bewegt, kann hier vorkommen. «Die Leute haben immer den Eindruck, dass wir die Sendung schon ewig machen, dabei sind es jetzt gerade mal zehn Monate», sagt Endrit Sadiku lachend, der – zusammen mit Claudia Gunzenhauser und jeweils einer/einem Praktikanten*in – im Jugendzentrum Chillout wirkt, das vornehmlich für Jugendliche aus Kleinhüningen und Klybeck konzipiert wurde. Anfänglich war das Angebot, 2020 gegründet, befristet an der Kleinhüningerstrasse untergebracht. Nach nicht einmal einem Jahr musste es den Ort bereits wieder räumen. Nach einem kurzen Zwischenspiel im Quartierzentrum Klÿck bespielt es zurzeit zwei Räume auf einem Areal an der Kleinhüninger Neuhausstrasse. Die räumliche, organisatorische und personelle Nähe zum JuAr Basel-Jugendzentrum Dreirosen im Kleinbasler Kopf der Dreirosenbrücke führt dazu, dass auch Leute des dortigen Teams bei der Talkshow mitwirken.

Scharnier zwischen den Welten

Jugendliche oder Jugendarbeitende stellen Fragen, die zusammen mit einem jungen Redaktionsteam erarbeitet wurden, Interviewgäste antworten, das Ganze wird live aufgezeichnet, in Bild und Ton – und dies regelmässig. Klingt ja recht einfach, dahinter steckt allerdings ein gerütteltes Mass an Planung und Arbeit. Zum ersten ist es – je nach Thema – nicht ganz einfach die Jugendlichen zu motivieren und bei der Stange zu halten. Endrit: «Wir organisieren die Talks immer schon vier bis sechs Wochen im Voraus. Zwei Wochen vor dem Dreh fragen wir dann die Jugendlichen an. Es gibt Themen, bei denen sich die Jugendlichen, wenn sie davon erfahren, freiwillig melden, beliebt sind da natürlich Gäste wie bekannte Fussballer. Für Themen, die auf den ersten Blick womöglich weniger attraktiv wirken, werben wir aktiv Jugendliche für die Mitwirkung an. Dann beschäftigen wir uns nicht nur mit dem Inhalt der Fragen, wir schauen uns auch die Fragetechnik an: wie und wo erhält man wertvolle Infos, wie schafft man es, gute Antworten zu bekommen? Dann werden die Rollen während der Sendung verteilt. Wer moderiert? Wer macht den Social Media Manager, der die Publikumsfragen filtert? Die Gäste bekommen ihr Fragenpaket natürlich immer einiges vor dem Sendetermin gemailt. Das alles bringt schon einigen Aufwand mit sich, der sich aber lohnt. Im Grunde funktioniert der #JugendLiveTalk als Scharnier zwischen der Welt der Jugendlichen und jener der Erwachsenen.»

Perspektivenwechsel

Dabei erleben die Jugendlichen nicht nur, wie eine Sendung vom Knochenbau her beschaffen ist, wie sie entsteht, wie man jemanden vor laufender Kamera ausfragt, sondern das Ganze ermöglicht ihnen auch einen Perspektivenwechsel. Plötzlich sind sie die Macher des Mediums – und schon sehen sie die mediale Welt ein wenig anders. Natürlich bedeutet es auch immer einen gewissen Aufwand, die Mitwirkung von den Eltern der Jugendlichen absegnen zu lassen, schliesslich sind YouTube-Beiträge weltweit zu sehen. Aber eins ist sicher, wer einmal bei so einem Projekt mitgewirkt hat, bei einer eigenen – und deshalb ganz besonderen Sendung – wird die mediale digitale Reizflut unserer Tage und deren Inhalte danach um jenes entscheidende Bisschen differenzierter betrachten als vorher. Und alleine dies stellt doch schon einen beträchtlichen Gewinn dar.

Links zu den #JugendLiveTalks:

#JugendLiveTalk Nr. 3: Corona-Massnahmen mit Regierungsrat Lukas Engelberger

#JugendLiveTalk Nr. 19: Sexuell übertragbare Krankheiten mit Aidshilfe beider Basel

#JugendLiveTalk Nr. 21: Rolle von Vorbildern mit Fussball-Nationalspieler Fabian Frei

#JugendLiveTalk Nr. 23: Informationen zur Corona-Impfung mit Kantonsarzt Thomas Steffen